XI
(turm, bau, wirrung)

von ferdinand schmatz

einer, der leise oder laut (in lauten) was sagt,
zu einer, macht einerlei, aus sich und dem anderen ich:
zwei, die, zweierlei nun, verstehen,
eines, nämlich sich mit sich im ich,
dem eigenen und dem des anderen,

was verbindet, ohne wissen wie,
denn die, die – es – betrifft,
die haben es noch nicht so weit,
dass sie als solches hissen es
im lautschwall gleichsam unten

ist selbst dieses, noch nicht dort,
nun, sagbar schon, jedoch noch ohne ort –
und hof, wo sich bedeutendes
im fall der fälle einen zweiten schafft,

der zunge drang erhöht,
zum zwang, das zu verstehen, was da bläht,
wenn alle, die das, was sie sehen
und es benennen (zu beginnen),
sich als sich selbst zu wissen
(ganz, bloss von sinnen bestimmt)
und sich niederzulassen trachten

und, in mode, suchen, nach und nach
– den kasten längst verlassen –
(vom geist noch nicht) nach stoffen

fluchend also, schmachten sie
und häuten sich ab in der glut,
bis die hände es greifen, das heisse,
und auf das werfen (projizieren),
was das andere sein könnte
und als solches den tiegel längst verlässt,

brannte dabei, weil sie es brennen hiessen,
und somit den namen gleich dazu:
ziegel heissts, ton und kalk
streicht nicht nur lehm,
sondern auch klang
(nimmt, was stimmt),
das tönt
– zwar noch lange nicht versöhnt,
aber reicht zum tun herum,
zum schauen hinauf und zum erbauen gleich auch,

das, was zigfach und akkurat
in die höhe stechen wird müssen,
gen oben zu küssen das blau
– und auch das wird schau,
innere, die – um zu öffnen – aufbeisst
das, was sie birgt, den mund,
dessen kunde nun
(noch längst nicht amen, das kommt dann nach)
im und als namen (stadt, turm, babel) naht

– und das, was einst lenden geschlecht,
wird nun zu ländern, viele vieler,
mit eigenem sprechen, was recht ist und nicht –

da aber sticht was,
es oder er, von oben herab,
wo nur der eine, ort zumindest, ist,
das eine, es, das wort,
das in dieser höhe
nicht ausarten darf
(zum sprechsport)

– wenn die unten schon nach höhe gieren,
dann ziemt sichs mehr als recht,
sie gehörig zu verwirren, nämlich so,
dass kein ohr mehr hört, was es einst verstand,
sondern fuchtelnd mit der hand,
vor allem aber mit zunge und anderem losen werk
und zeug des mundes von nun ab brechen muss,
was miteinander – hin und her –
erfahren wurde im kleid (aus worten),
im haus (aus sätzen)

nun, schätzungsweise, geht da nichts,
betrifft es viele vieler und sie alle
züngeln und fuchteln noch mehr herum,
stürzen sich, weils so arg ist
(dies noch ganz ohne hintern und list),
verwirrt zu sein, auch vom turm hinab,
oder flüchten, rennen davon,
zerstreuen sich und schliesslich das,
worum es geht:
zu denken, was sprechen wird sein

– nun wars gebrochen, kurz und bündig,
längst nicht mehr eins:
riechen und schmecken,
tasten und blicken,
hören und wissen –
das hiess: auf das zu schwören oder ab,
und überhaupt ganz anders,
weil das haupt darüber haben wollte
– vor allem das: das wort, allein,
sein ort nur er oder es, der nabel
(seiner selbst)

– also brabbelts herum, seis drum,
und von nun an wars anders:
und somit gleich an zahlen,
gerechnet, schlecht oder gut,
blut und zahl,
die wahl daraus bleibt stehn

– sem (bedeutend richtig schön)
jene, die folgen an kolonnen,
als ziffer oder laut ins buch stabiert
zieren alle die liste
einzeln benannt nach
– geschlagene, da
(kaum getraut schon geschaut)
an namen und sprachen reich,
und deshalb gar nicht mehr gleich

– beim mund, aber bei der hand stehn sie
von der mitte bis zum rand –
alles, an jahren und grammen
spricht sich dazu aus:
"elegische rebe –
ess und reg in reu das horn,
rat, ha, – hab haar ab rahm"

dies einmal – und nicht zehnmal,
siebenfach oder neunundneunzig weniger eins –
nein, so einfach verständigt sich unter umständen das,
was sich genau dadurch vom anderen trennt

wie dieses sem von jenem therach,
das ach, so vermischt war,
wies nur sein konnte, pur,
nur ging aus einem heraus, aus,
damit, was ur war, und nun ist,
was es ist und nichts als spricht
(wir kennen das):

aber diesmal ab spricht (ja, ja),
was gefolgschaft hätte sein müssen,
weil trotz kraft der herren da
sich sperren die damen jedweder sucht,
besonders die eine, halbe,
mit den haaren, seidig,
spart sich auf ihre frucht,

und so kommt, steht es geschrieben
(wirds heissen, obwohl nicht gesagt),
bewegt die hand durch schreitend die schrift,
verzweigt sich, was sonst so schön in ordnung war
– in zucht
(fuchtelt darin nicht auch furcht),

aber es ahnt, folgend, den schaft,
in dessen mitte versponnen wird das verwirrte oben,
sodass unten das, was trägt kopf und geschlecht,
sich nicht mehr ziert, aufzusetzen die sohle
hinein in jenes gebiet, wo noch nicht kohle,
aber denn doch so etwas wie besitz
sich finden und erzeugen liesse

– es hiesse wie das, was sagt,
die und den, der klagt und tragt die last
ins andere, land, auch das, hinein

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ferdinand schmatz, geb. 1953, lebt als freier schriftsteller in wien. studium der germanistik und philosophie. lehrbeauftragter an der universität für angewandte kunst in wien, herausgeber des nachlasses von reinhard priessnitz. zahlreiche auszeichnungen und veröffentlichungen, u.a.: "dschungel allfach" (1996), "maler als stifter" (1997), "portierisch" (2001), "tokyo, echo oder wir bauen den schacht zu babel, weiter" (2004), "durchleuchtung. ein wilder roman aus danja und franz" (2007). der text aus "das grosse babel,n" (2000) wurde vom autor für diese webseite zur verfügung gestellt, mit freundlicher genehmigung des verlages.