TOPP Von Lisa Spalt Am Beginn gab (wahrscheinlich) topp dem (vielleicht) TOULIPOS das Wort. (Also, ich war ja nicht dabei, doch …) topp gab Tulpe die Bezeichnung, auf dass Tulpe als ein topp-Produkt richtig beschriftet werde. Tulpe sollte den Namen von topp nicht Lügen strafen … Nur so ist es (mir) möglich zu erklären. Man vermeidet es, den Namen von topp (vielleicht tactical operator's performance prediction) – manchmal aber auch topps (wie zum Beispiel thousand oaks panic & phobic support) – überhaupt auszusprechen. Man (Toulipos) will keine Götzen schaffen. Was aber heißt topp? Nun, topp: die Colonel-Natur, die Natur des Obersten, der innerhalb der gesetzten Grenzen Befehle erteilt … also nein: bedeutet die Natur des sich beschreibenden Kolumnisten, dagegen anbrandet die amorphe Masse von Papier, welche ihrerseits ihn, die Säule, umschreibt, sich aber auch selbst für – und durch seinen Selbstbeschreibungstext – beschrieben erklärt. Die Columna: das Säulchen der Orchideenblüte, in welchem männliche und weibliche Blütenteile verwachsen sind. So beschreibt sie sich: Meine Grenze ist sein Wort. (Oder: Saulus definiert Paulus beziehungsweise umgekehrt.) Kann ich sagen: Ich bin wie meine Wirbelsäule? Wen oder was bedeutet die Beschreibung des Objekts? Ja, was ist das? C'est quoi, le vasistas? Ah, die Französin versteht unter Vasistas ein – einen Ausschnitt definierendes – Fenster ganz oben ums Wetter herum, durch welches man den Grund nicht sieht. Die Säule der Beschreibung – sie bringt Naturen hervor, die mit Hilfe von Kausalritualen Kontakt zum Jenseits des topp aufnehmen. Sie verbindet zwischen Himmel und Erde, zwischen Geist und Objekt. Unten muss ja topp sein, dort, wo das Auge des Vasistas nicht hinreicht, ein GRAS – und es wuchs aus der indogermanischen Wurzel *gher- für hervorstechen heraus, wahrscheinlich, so grün, dass die Natur mit diesem Grasgrund nichts lieber als verschmelzen will. Oder ist der Grund nicht das schönste GRAU von Beton, welches so effizient mit der Natur kontrastiert, dass sie mit diesem Beton Yin und Yang zu bilden imstande ist? Unsere Natur bringt logisch immer wieder neue Grundforscherinnen hervor, das heißt aber mitnichten, dass sich die Bedeutung der Kausalistin wandelt. Nein, man wandte jeweils früher ganz einfach nur die Bezeichnung Grundforscherin falsch an. Heute wendet man die Bezeichnung Kausalistin – nach den neuesten Erkenntnissen des Kausalismus auf die richtigen Subjekte an, weil … Die Grundforscherin spürte dann aus Erfahrung, welches noch nicht ganz die Wahrheit war, die in jeder Bezeichnung nach dem Muster Kausalistin aber gefragt IST. Da sitzen Sie nun mit Ihrer vergilbten Entschlüsselungstabelle nach Reich-Ranicki (warum nochmal haben Sie die so lang nicht gebraucht?), sitzen da mit Ihrer Dekodierungsdienstleisterin: Jeder Text ist ein Corps organisé, nicht? Ein Organismus! Also muss dem (jedem) Zeichen eine Bedeutung, der richtige Realitätswert, zugeordnet werden (müssen). Sie befragen den
Text. Er empfiehlt vielleicht wie diese Werbesendung 1187 wählen und Engel verlangen. Sie aber sagen mir schwebt das Umgekehrte vor. Es fehlt Ihnen ein Teil des Handlaufs zum Begreifen? Warum? Die Frage kann sein: Steht Lupes Natur im (richtigen) Tupel TULPE? A gleich B? Ach, das ist ja dann wie googlen und rausfinden, was es wirklich IST. (Aber das Gehirn fühlt sich dann ja gleich wieder so eingeteilt an.) Also, Lupe IST also das Begreifen der Natur als ein mit dieser Natur Handeln, ein Tauschen des wahren Wortes gegen die echte Natur zum Zweck des Gewinns von … Ich kenne kein ist gleich, ich kenne nur x ist also gleich … Also ist also der Motor. Zum Beispiel: Natur ist Werden und Vergehen, Werden und Vergehen ist Zeit, Zeit ist Geld, Handeln muss also Natur sein. Das epistemische Modalverb muss verrät es mir, wenn es zwischen den richtigen Substantiven steht erklärt Dr. T. Lupe. Ich und die Natur: Man sucht den Weg zu ihr. Man will mit dieser eigenen Natur identisch sein. Man will die Inkonsistenz des Verstehens mit der eigenen Natur zerstören, unternimmt jede Anstrengung, deckungsgleich zu werden mit dem von Kampf und Kreislauf definierten Namen der Naturlogik, die eins, wie es die Geschichte wollte, hervorgebracht hat. Man will sein, als was man von topp geschaffen wurde, bietet das Geschoss der Zukunft, bietet es bleifrei, bietet die kontrolliert biologische Granate mit dem stark reduzierten Rauchausstoß, den Panzer mit dem umweltfreundlichen Hybridantrieb, Sprengstoffe, die sich bei Nichtgebrauch kompostieren …[1] Und bei diesem Fortschritt geht es wie meist (siehe die Erfindung der Feuerwaffen) darum, eine gewisse Distanz zu überwinden. (Wir wollen nun aber auch eins sein mit der naturidentischen Konstruktion von Wir, der Natur des Kollektivs, aus der ich als ein Grashalm hervorstechen möchte. Wir leben weiter, auch wenn ich absterben muss.) topp gab also Toulipos sicher nicht das Wort. topp gab Toulipos die Natur als ein Zeichen für die richtige Route. Dieser Inbegriff von … setzte zwischen sich und das Subjekt dieses Zeichen. Aber wie sollen wir nun den richtigen Weg (darunter) verstehen? topp hält sich ein Lebewesen, um es als sterbliches Fahrzeug für eine Teilstrecke der Reise der topp-Wahrheit in die Unsterblichkeit zu benutzen. Ja, nur wer topp ist, weiß, in welcher Realität diese topp-Wahrheit am besten aufgehoben ist. Diese Lebewesen können nur zur Sicherheit möglichst viele von ihnen für die nächste Wegstrecke in die Ewigkeit bereitstellen, dass auch die richtigen topp-Wesen dabei sind. topp-Leute wie Mary MÜSCHELCHEN OIL respektive GRANATCHEN: Sie schuf in einem Anfall wissenschaftlichen Überschwangs uns zweifellos mit Vernunft begabte Kreaturen: Wir sollten in ihrem Namen nach topp streben. Ja, wir Publics sollten MÜSCHELCHENS Geschichte unseres richtigen Lebens konsumieren, damit diese Geschichte in ihrem Namen ewig lebe. Mary MÜSCHELCHEN OIL: Sie muss uns, ihren Kreaturen, soweit es in ihren Kräften steht, glücklich zu ihrem eigenen Ziel verhelfen (dem Ziel, ihren Namen als eine Geschichte in die Ewigkeit brausen zu machen.) Sie reicht uns ständig – eat better, be better – diese probiotischen Organic Chips von Guiltless-Gourmet, 33 Prozent weniger Fett. Ja, man gibt sich uns andauernd hin, gleich hier, im Schaufenster des TOULIPO Blumenfachgeschäfts, Inh. A. Kaufmann, Hofheim, Main-TAUNUS. Und je dreckiger, desto echter, schärfer der Text. Und nur wer topp ist, ist mit der Realität eines faul herumliegenden Humus (Packerde Floraself), mit der passiven Rolle des puren Daseins, im Reinen. Aber ist es nicht so, dass die richtige Verwendung des Wortes das Streben des Objekts zum Begriff bedeutet? Das Streben des Subjekts zum Ideal? Handeln meint immer, eine Leiter zu bauen, die unter allen Vieren in den Himmel getreten wird. Das immer unterhalb Liegen, Ertragen, das muss doch die Hölle sein … Das Wort Inferno bedeutet auch gerade so viel wie das, was unten, eigentlich aber das, was unter den Füßen ist. Vergleichen Sie dazu: Die Hölle – von der Todesgöttin Hel – stammt von der idg. Wurzel *̆kel- für verbergen. Wir erinnern den Ausspruch: Aber die im Dunkeln sieht man nicht. Sie (wir) sind nun einmal, ob lebendig oder nicht, TOT für die Society. Man gab uns hoffnungsfroh einen schlichten Leihnamen wie beispielsweise die Zwiebelfresserin, aber das Projekt wurde eben wieder ad acta gelegt. Wir schienen uns einen richtigen zu machen einfach nicht imstande. Die da oben dagegen figurieren in unseren Reden und leben dort ewig. Und das wünschen wir uns natürlich auch für uns, die wir unter diesen Stars im oder als dieser Dreck der Leiter leben – als Humus für das erfolgreiche Pendant. Wir wünschen uns auch für uns ein Streben nach topp. Und so spannt sich die den Lebens-Suspense erzeugende Hierarchie auf zwischen dem Himmel, der von seiner Etymologie her den Deckel der Welt und damit die gläserne Decke knapp vor der topp-Werdung darstellt, und dem Leben unter der Bewusstseinsschwelle – nämlich größerer Teile der Gesellschaft, beziehungsweise ihrer Geschichte; einem Leben, das nicht-symbolisch ist, nicht Mythos. Welches ist das Wahrheit gewährleistende Symbol der Wegstrecke zwischen dem Verlassenen und dem Angestrebten? Ist es das verbindende blaue Blümchen der Himmelsleiter (Polemonium)? Ist es das Symbol der Gleichsetzung der Materie (Zwiebel) mit dem Wert (Aktie), die Tulpe aus der Zeit der Tulpenmanie des siebzehnten Jahrhunderts? Das Verbindungsglied zwischen Polemonium und Tulpe ist jedenfalls der Tulpenbaum, Paulownia tomentosa,[2] dessen Epitheton tomentosa ein Aufplustern, Protzen, Zur-Explosion-Neigen, etymologisch herzuleiten von Griechisch tulh (hier wieder die Tulpe), zu assoziieren erlaubt. Das scheint richtig. Es erhebt sich … Quatsch, es fehlt uns am Antrieb jammern Sie der
subventionierte Handel ist – der eigentlichen Bedeutung seines Namens
entgegen – völlig frei, wir finden uns entlassen ins Heim. Wir werden, auf
dass jeder denkbare unserer Triebe, der irgendwohin streben könnte,
unterdrückt werde, zu Tode gefüttert, wir … besitzen öfters zeit von natur aus frei für den geldbeutel / p wie performance spam (spiced ham) nutzen wie mücken Erkenntnis: Die wahre Bestimmung der Träger des Stoffes ist ihr Streben nach dem topp. Etwas billig. Dann ist da der MAN, geboren im Fruchtbarkeit verheißenden Sternbild des LEPUS. Das wird ein Gleichnis. Da haben wir SIE. SIE zeigt sich durch die Schönheit von des Mannes TULIPES bis zum Äußersten ihres Erregtheitsvermögens erregt. Das Erregungspotenzial seines Bunny ist der Schönheit der TULPE des MAN direkt proportional? Diagnose? (Diagnose/der Durchblick.) Das bedeutet hier den Schluss zwischen Tulpe und … Idee durch des Mannes Daumen mal PI. Heureka, es gibt ein Tulpenorakel, eine TULIMANTIE. Oh, willst du wissen, wie die Liebe im März, prüfst du die
Zwiebel im Herbst. Oh, tulip, yess, show her who the real man is … (Aber ist das nicht vielleicht schon wieder Tularämie, the severe infectious rabbit fever? Also, was da unter Diagnose verstanden wird, ist auch kaum mal mehr was anderes als Onomasie …) topp, aber der MAN weiß, was die Tulpe wirklich heißt. Er liest LIANE MUTTI, deutet unter Begeisterungsstürmen LAUTE INTIM, murmelt MUT-LITANEI oder ALETUT (Finnisch für: seit Beginn des Jahres) MINI … topp? Ist das nicht dieser Industriezweig, der – im Absatz profitierend von der Knappheit der Lebenszeit – mit Hilfe von Benennungen aus ganz alltäglichen Gegebenheiten überirdisches Wissen produziert? Die Prophezeiung wird dann natürlich für die bare Münze der Naturwissenschaft genommen, welche bekanntlich die Wirkmächtigkeit der Mittel erforscht. Von einer Wahrheitsempfindung überrascht et cetera. Also Wissen, ergo Kapital. Man wird seine erotische Zukunft nicht mehr geschenkt bekommen, man wird das eigene Schicksal, die Natur der Gegenwart bearbeitend, erzeugen als einen – über einfache Hebel oder Gründe funktionierenden – Organismus einer Biographie, den man unter dem Titel der eigenen Natur am Ende glücklich konsumiert. Ob diese Geschichte dem Namen der eigenen Natur entsprechen wird? (Den Glauben an die Tauschbarkeit von Geld und Tulpenzwiebel zu vertreten, gut. Sich aber durch Voraussagung der – mit dem Menschen mitgelieferten – Zukunft und der Planung einer anderen selbst aufzuheben und an die eigene Stelle zu setzen die Biographie, die man produziert?) Eine Religionsbegründung also (Religion von religare/zurückbinden, klar?); sie verbiegt die evolutionären Achsen des Geschichtsdiagramms: Man nimmt mit dem auf die Interpretation des Orakelspruchs folgenden Eingriff in die Zeitläufte dem Text der Prophezeiung – paradox – jegliche Aussagekraft. Es muss dann immer wieder Geld getauscht werden gegen neue Orakelzwiebeln (oh, oui, c’est ça les affaires – tulimentir), weshalb getauscht werden müssen Zwiebeln plus noch mehr Geld gegen die neuesten NULPE-werde-topp-alpha-TUEP-Orakelsprüche. Und so ist er erfunden: der Kult des Perpetuum mobile poet-oeconomicum. Harmonie zwei Euro siebenundneunzig Blitzkrieg vierzehn neunundneunzig … das Jahrhundert
der Gewalt gratis dazu … Wissen wir, was diese Geschichte wirklich beschreibt? Eine solche Orakelgeschichte zöge natürlich – vermutlich über die Verdrehung der nordischen Natur des Kopfes (ich entdecke: Norden von Griechisch nérteros/unten) durch die südliche, nämlich nach oben, zur Sonne hin gewandte mythisch-sinnenreiche Tulpe, namentlich Hobbyhure Flora aus NRW … also, es ist doch immer die Frage, was die richtige Bezeichnung von … ist … Nein, durch die Identifizierung unserer Tulpe mit jener nach RANKE dem Marien-Mythos zugrunde liegenden Biographie einer auf Segelschiffen dienenden Prostituierten – ja, für die Matrosen vereinigte sie gerade so wie später die Gottesmutter Himmel und Erde, und ein solches Orakelgeschäft würde doch gewiss eine Tulpenmanie nach sich ziehen. Also, sobald sich etwas findet, was die Bedeutung von Geld annimmt, beginnt die Ansammlung von Eigentum, begleitet von der Entstehung von Knappheit. Und da die Vermehrung der Tulpenzwiebeln so sehr vom Faktor t abhängt … Tulpenwahnsinn. Die TULIPANER handeln mit Tulpenzwiebeln, welche sogar
noch in der Erde liegen. Wie die konkrete Blüte – der wahre Gegenstand des
Handelns – im Frühjahr aussehen wird, ist in diesem Moment der Entscheidung
zum Kauf reine Spekulation, die Handelnden verlassen sich auf die bloße
Beschreibung, die verspricht … die Zwiebel der Sprechblase, darin steht … Sie
sagt schon das Richtige, aber wird auch das rechte Objekt dazu aus der Erde
sprießen? Vielleicht ist es also diese Tulimantie, die wir als Grund für den holländischen Tulpenwahnsinn am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts bezeichnen sollten, wenn wir den richtigen Grund als solchen zu nennen versuchen. Dieser Grund wäre auch ein guter Boden für den überhitzten Markt, das Fieber, den Zusammenbruch der Börse, die nach dem Tulpencrash 1637 kursierenden Darstellungen Floras als Prostituierte gewesen. Etwas steht für etwas anderes, doch wofür? Die Liebesgöttin FLORA bewacht jedenfalls – und man ist sich dann sicher, dass sie es war, die uns bezüglich der Aussagefähigkeit von Tulpen einen Dreck für Geld verkauft hatte – ihrer Bedeutung beraubt nur noch Blümchen. Beweise? Müsste nicht gerade die Abwesenheit von Beweisen uns Beweis genug sein für die Richtigkeit einer Hypothese, die derart delikate Realitäten postuliert? · Standardfrage A: Wie müsste das Verhalten der Lebewesen beschaffen sein, um unsere
Hypothese zu stärken? · Standardfrage B: Wie müsste der PLOT beschaffen sein, um E, L, P, T, U … FÖRSTER: Der Wahrscheinlichkeitscharakter unserer Forschungsliteratur hängt natürlich ab von der Qualität der wissenschaftlichen Fiktion, von einer Handlung, welche – Conditio der Wahrscheinlichkeit – niemals stattfand … Die beste Geschichte aber ist jene, die von uns Besitz ergreift, uns bewegt und … Dieses Schreiben im Sinn einer an der Oberfläche kratzenden Tätigkeit, einer Tätigkeit, die mit dem Griffel der Handlung den Stoff als den wahren Namen aus der Tafel des lesenden Gehirns … gerissen und … erhebend, nicht? |
[1] Sehen Sie dazu British Aerospace Systems. [2] Lesen Sie dazu den Text Die
Tulpenfresserin von PETRA Coronato. |
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lisa spalt, geb. 1970
in vorarlberg, lebt in wien. arbeiten zum handeln im sprechen, zum werben ums
gegenüber im gespräch. letzte einzelpublikation: "grimms", ritter
verlag 2007. zusammenarbeiten mit komponisten und bildenden künstler/innen.
zuletzt: "hey" für die neuen vocalsolisten stuttgart (musikebene
von clemens gadenstätter), 2007; "hollis & holly"
(zeichnungen/siebdrucke von georg bernsteiner), mel kunsthandel 2008.
radiophone arbeiten, zuletzt: "verstehen der männer der frauen"
(regie: renate pittroff), orf 2005; "nachrichten aus dem
chamäleon-versand", eigenproduktion, ausgestrahlt von orf und mdr, 2006.
derzeit arbeit an der prosa "tulpen". abdruck daraus mit
freundlicher genehmigung der autorin. >> |